SGML-Grundlagen

Andreas Baumert

Hübsch häßlich?

Wer die voranstehenden Seiten oder eine beliebige andere Einführung in Grundkonzepte der SGML liest, fragt sich oft, worin da noch der Nutzen bestehen soll. Das Dokument war früher am Bildschirm gut lesbar, fett gedruckte Überschriften waren auch am Bildschirm fett. Die Tags, Umlaute usw. machen den ganzen Text für Menschen nur noch schwer anschaulich.

Die Antwort auf diese Einwände ist: Die voranstehenden Seiten zeigen eine Ebene, mit der die Autoren meistens nicht konfrontiert werden. Das richtige Textverarbeitungsprogramm vorausgesetzt wird ein Autor als Ausgabeformat SGML anwählen. Dann wird die DTD ausgewählt. Die Bildschirmdarstellung aber kann genauso sein wie bei einem Dokument, das in einem anderen Format erstellt und abgespeichert wird.

Der wichtige Unterschied zu herkömmlichen Verfahren ist für den Autor, daß seine Handlungsfreiheit einerseits eingeschränkt wird. Stellen wir uns eine DTD vor, die es gestattet, Grafiken einzubinden und die in der Folge jeder Grafik eine Bildlegende verlangt. Unter SGML läßt die DTD dem Autor keine Chance, auf die Bildlegende zu verzichten, wenn sie als obligatorisch deklariert worden ist.

Andererseits wird die Handlungsfreiheit der Autoren erweitert. Wenn erst einmal der Dokumenttyp definiert worden ist, können sich die Autoren auf Inhalte konzentrieren. Sie müssen sich nicht mehr mit oberflächlichen Fragen der Darstellung befassen.

Die großen Vorteile dieses Verfahrens liegen natürlich darin, daß die Kombination von DTD und Dokumentinstanzen ein über Jahrzehnte verwendbares Dokument erzeugen, das vollkommen unabhängig von Ausgabemedien und technologischen Entwicklungen ist.

Ein letztes Wort noch zu den DTD: Natürlich kann jede Firma ihre eigene DTD entwickeln. Syntax und Semantik des Verfahrens sind normiert, die Beständigkeit der Dokumente ist somit gewährleistet.

Ein besonderer Gewinn läßt sich aber dadurch erzielen, daß Unternehmen einer Branche Normierungsgremien einrichten und die notwendigen DTD für ihren Bedarf gemeinsam entwickeln und nutzen. Aus diesem Grund werden gegenwärtig weltweit Anstrengungen unternommen, DTD zu entwickeln.

Letzte Änderung: 16AUG12
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Sonderdruck für die Veranstaltung „Neue Medien“ der tekom-Regionalgruppe Rhein-Main,
28.-29. Oktober 1995 in Bad König Momart / Odenwald.

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